Dr. Ritter und die Thermobox

95% Wirkungsgrad brauchen eine Lobby

Mit der von Klüter und Borgstädt entwickelten Thermo-Box wurde ein Gerät entwickelt, das schon vor 30 Jahren über 95% der Milben abtötete, sowohl mit und ohne Brut. Die damaligen sehr guten Behandlungserfolge resultierten von Versuchen mit kleinen einzargigen Völkern. Manfred Borgstädt ging es damals vor allem darum, den Behandlungserfolg auch bei großen Vollvölkern weiter zu erproben ("Die Biene" Ausgabe 6/1991 S. 326-331). Die Tatsache, dass Dr. Ritter eine Methode mit einem so hohen Wirkungsgrad als nicht relevant bewertet, ist zumindest erklärungsbedürftig. Zudem muss betont werden, dass durch Hyperthermie keine langfristigen Schäden, weder für die Biene noch ihre Nachkommenschaft entstehen. Es lag also aufgrund der ersten guten Ergebnisse nahe, die Methodik zu verfeinern und zur Serienreife zu entwickeln.

Wintergrünöl endlich zulassen

Damals wurde in hyperthermischen Behandlungsversuchen von Dr. Ritter zusätzlich Wintergrünöl eingesetzt, um die Behandlungsdauer drastisch auf lediglich 15 Minuten zu reduzieren. Gleichzeitig erhöhte sich der Wirkungsgrad schlagartig auf die genannten 95%. Bei seinen Untersuchungen auf Rückstände kam Dr. Ritter zu dem Schluss, dass das Mittel für Mensch und Biene unbedenklich sei. Heute wird das ätherische Öl im Bereich der Lebensmittelindustrie zum Beispiel für Kaugummi verwendet. Erstaunlicherweise wurden diese Ergebnisse nicht publik gemacht und es wurde kein Versuch unternommen das Mittel zuzulassen, noch nicht einmal als Notfallbehandlung.

Eine Zulassung von Wintergrünöl hätte der Hyperthermie größtes Potential verschafft. Es ist die Verantwortung der damals wissenschaftlich befassten Personen (zum Beispiel Dr. Ritter), dass diese Chance seit 30 Jahren nicht genutzt wurde. Manfred Borgstädt fehlten damals die finanziellen Mittel, um eine Zulassung von Wintergrünöl beim Bundesgesundheitsamt zu erwirken. Nach seinen Angaben waren die Institute gleichfalls damit überfordert bzw. nicht die richtigen Ansprechpartner.

5 Minuten pro Volk mit der Bienensauna

Aber auch ohne Wintergrünöl ist die Hyperthermie schone heute eine Alternative. Jedem Imker, dem das Bienenwohl am Herzen liegt, wird die Behandlungsdauer zweitrangig sein, wenn dadurch seine Bienen von Parasiten befreit werden. Der Vorteil der Bienensauna liegt darin, dass lediglich eine kurze Rüstzeit von 2 bis 5 Minuten benötigt wird. Denn das Gerät regelt sich automatisch und schaltet nach der Behandlung selbsttätig ab. Damit erfüllt die Bienensauna bereits jetzt die imkerlichen Anforderungen an Effektivität und Praktikabilität. Darüber hinaus wollen wir aber Sorge dafür tragen, dass Wintergrünöl endlich zum Einsatz kommen kann. Die finanziellen Mittel für eine Zulassung möchten wir über eine Kampagne mit der Imkerschaft gemeinsam aufbringen. Voraussichtlich starten wir damit noch in 2015!

Wir haben alle Bieneninstitutsleiter dazu eingeladen, mit uns gemeinsam einen neuen Anlauf für die Hyperthermie zu nehmen. Dr. Ritter hat sich auch jetzt wieder dagegen entschieden, indem er die Bienen-Sauna als weiteren irrelevanten Versuch einstuft, ohne das Gerät zu kennen. Bisher sind wir in guten Gesprächen mit einem Bieneninstitut, das das Gerät auf seinen Wirkungsgrad hin untersuchen möchte. Darüber hinaus streben wir ein breites Forschungsprogramm an, um die Bienensauna in den nächsten Jahren weiter zu optimieren.

Ernsthaftes Engagement gefragt

Wir möchten alle ImkerInnen dazu einladen, auf Säure zu verzichten. Denn schon nach einer einzigen Behandlung können so gravierende Folgen für die Bienen auftreten, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Tracht einzusammeln. Darüber hinaus entsteht durch die Verdunstung von Säure Kälte im Volk. Durch unterkühlte Königinnen kommt es zu Missbildungen und Verkrüppelungen der Bienen Das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Säureanwendung und Verkühlung der Königin ist eigentlich schon lange in der Imkerschaft bekannt. Trotzdem wird Säure weiter als das Mittel der Wahl angepriesen. Daher finden wir die  Bewertung von Dr. Ritter unausgewogen und vermissen sein ernsthaftes Engagement bei der Bekämpfung der Varroamilbe.

Zitat von Manfred Borgstädt

Dazu Manfred Borgstädt: „ Ich persönlich halte es für sehr, sehr bedauerlich, dass in den vielen Jahren danach nicht mehr aus der Varroabehandlung mit Wärme entwickelt worden ist. Es ist schon allein deshalb für jeden Leser verständlich, dass ich die Arbeiten und Entwicklungen Richard Rossas voll und ganz unterstütze. Ich kenne in Deutschland und darüber hinaus niemanden, der sich so engagiert, technisch versiert und seriös für eine so schonende, nicht aggressive Behandlungsmethode gegen die Varroa einsetzt. Ich wünsche diesem Projekt den optimalen Erfolg. Herr Dr. Deising, Herr Rossa, machen sie etwas daraus. Die Imkerschaft, die Bienen werden es Ihnen danken!"