Wärme – das Nonplusultra im Bienenvolk

Seit dem Start des Crowdfundings für die Bienensauna vor zwei Jahren, haben wir noch einmal eine ganze Menge darüber gelernt, welche Bedeutung der Faktor Wärme für die Bienen hat. Beim Kampf gegen die Varroamilbe geht es uns nicht darum, den Bienen mit dem Einsatz von Wärme so wenig wie möglich zu schaden. Ganz im Gegenteil: Wir möchten ihnen mit wohldosierter Wärme genau das geben, was sie brauchen, was ihnen nützt und sie im besten Sinne unterstützt. Denn Wärme ist der Schlüssel für die gesunde Entwicklung jedes Bienenvolkes und sie muss von der Biene die meiste Zeit ihres Lebens selbst erzeugt werden. Das Brutnest auf die notwendige Temperatur von 35°C zu erwärmen, ist eine enorme Energieleistung, bei der gilt: soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Energiesparen ist also angesagt. Und damit nimmt die Biene es in jeder Hinsicht sehr genau.

Die Kunst des Energiesparens

Um Wärme zu erhalten, ist das kugelförmig angelegte Brutnest die beste Form, denn die Kugel hat die geringste Oberfläche im Verhältnis zum Volumen. Die sechseckige Wabenform ergibt ein optimales Verhältnis von Wandmaterial zu Volumen für die kompakte Unterbringung von Brut und Vorräten und bietet hohe Stabilität. Der präzise Abstand von 8 mm zwischen den Waben erlaubt störungsfreie Abläufe, ohne Energie zu vergeuden. 8 mm, das ist exakt weit genug auseinander, damit die Bienen beide Wabenseiten gleichzeitig belaufen können, ohne sich zu behindern, aber nah genug, um jederzeit von einer Wabe zur anderen wechseln zu können. 

Auch Korrekturen kosten Energie

Stimmt der Wabenabstand nicht, versuchen die Bienen, ihn durch den Bau von Brücken auszugleichen. Das kostet natürlich Energie. Und dass dementsprechend auch Zugluft in der Beute nicht erwünscht ist, bemerkt der Imker, wenn seine Bienen alle undichten Ritzen mit Propolis verkittet haben, damit die kostbare Wärme nicht entweicht.

Wärmedämmung mit einfachen Mitteln

Die Kugel ist also optimal, doch heute werden die meisten Bienen in für den Imker quadratisch, praktisch, guten Magazinbeuten mit eckigen Rähmchen und vielen zugigen Ritzen gehalten, statt in warmen runden Baumhöhlen oder Bienenkörben zu leben. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass den Bienenvölkern während der Brutsaison so wenig Energie wie möglich verloren geht. Das ist nicht schwierig, wenn wir:

  • einen warmen, sonnigen Standplatz für die Beuten wählen,
  • alle Ritzen zwischen Boden, Zarge und Deckel abdichten,
  • das Brutnest kompakt halten, am besten auf einer Zarge (Imkern mit angepasstem Brutraum nach Hans Beer),
  • das Brutnest mit einem Schied abgrenzen,
  • überflüssige Pollen- und Honigrähmchen entfernen,
  • Brutzargenwände und Schied mit wärmereflektierender Folie bekleben (Wärmeverbundsystem nach Manfred Borgstädt),
  • einen Wärmeboden unter der Brutzarge einschieben,
  • einen Fluglochkeil einsetzen,
  • ein großes Anflugbrett anbringen,
  • die Bienensauna in Schlechtwetterperioden zur Wärmeunterstützung, bei Kalkbrut und zur Varroabekämpfung einsetzen.

Das große Ziel – Komfort für Biene und ImkerIn

So können wir den Energieverlust ausgleichen. Überhaupt bin ich davon überzeugt, dass wir viel stärker als bisher auf die Bedürfnisse der Bienen achten müssen, wenn wir wollen, dass sie mit den Herausforderungen der modernen Landwirtschaft, der des Landschaftsverbrauchs und der Varroamilbe zurechtkommen. Meiner Meinung nach gäbe es schon längst ein den Bienen wohltuendes Wärmeverfahren, wenn zu Beginn der Forschung vor etwa 30 Jahren mehr auf die Biene und nicht vorrangig auf den Komfort für den Imker geschaut worden wäre. 
Zu Beginn der Hyperthermieentwicklung sollte die Varroabehandlung vor allem schnell gehen und einfach anzuwenden sein. Deshalb wurde bei den ersten Gehversuchen vor vielen Jahren sehr heiße Luft mit Druck von oben in die Beute eingeblasen. Wir kennen alle das Ergebnis: es funktionierte nicht, weil die Bienen diese Behandlung nicht tolerierten. Praktikabilität und Effizienz in der Anwendung sind natürlich erstrebenswert. Auch wir möchten in diesem Punkt mit der Bienensaunabehandlung noch besser werden. Aber derartige Überlegungen können nicht der Dreh- und Angelpunkt für eine neue Entwicklung sein, wenn man dabei den Empfänger der zu entwickelnden Maßnahme nicht zentral im Blick behält.

Lieber 5 Völker gut als 20 Völker schlecht betreut

Was nützt uns unsere Effizienz, wenn sie auf Kosten der Bienen geht? Immer wieder sagen uns Hobbyimker, die Wärmebehandlung sei sicher gut für die Bienen, aber zu aufwändig bei der Anzahl von Bienenvölkern, die sie zu versorgen hätten. Was treibt uns als Hobbyimker eigentlich dazu, uns so viele Bienenvölker anzuschaffen, dass wir die uns anvertrauten Bienen nicht mehr bestmöglich versorgen können? Wer zwingt uns 20 oder 30 Bienenvölker zu halten und sie mit Säure zu vernebeln, damit sie irgendwie überleben, wenn wir stattdessen 5 oder 10 Völker optimal betreuen und mit Wärmebehandlungen unterstützen und pflegen könnten?

Geschenkte Zeit – für Imker und Bienen

Die Zeit, die wir unserem Bienen-Hobby zukommen lassen, schenken wir auch uns selbst. Genauso haben wir es erlebt, als wir vor ein paar Tagen mit Hans Söllner die Frühjahrsbehandlung seiner Bienen gemacht haben. Im letzten Herbst hatte Hans mit Richards Unterstützung seine Völker erstmalig mit der Bienensauna behandelt. Nicht alle von ihnen haben den Winter überstanden, weil einige zu schwach in die Winterruhe gegangen sind. Aber fünf starke, vitale Völker sind inzwischen ins Bienenjahr und in die Brutsaison gestartet – so viele wie noch nie.

Und so verbrachten wir einen wunderbaren Frühlingstag bei den Bienen. Es hat Spaß gemacht, mit Hans zusammen die Völker zu behandeln und mit ihm die Freude zu teilen, den Bienen etwas Gutes zu tun. 
Ebenso wie wir, erlebt er es als Bereicherung, die Bienen immer besser zu verstehen und seine Betriebsweise auf ihre (Wärme-)Bedürfnisse einzustellen, sowohl mit einer passenden Ausstattung seiner Beuten, als auch mit der richtigen Vorbereitung der Völker und der korrekten Anwendung der Bienensauna.

Wärmebehandlung für bessere Überlebenschancen

Mit der Zeit, die wir in die Bienensauna-Behandlung investieren, spenden wir den Bienen ein Maß an Wärme, das sie selbst im Kampf gegen die Varroamilbe nicht erzeugen und einsetzen können. Und mit jeder Wärmebehandlung schenken wir ihnen zusätzliche Energie und bessere Überlebenschancen in unserer bienenfeindlichen Welt.